Nachhaltige Landwirtschaft anstatt Rendite mit Grund und Boden: Kulturland Genossenschaft

Titus Bahner ist der Überzeugung, dass fruchtbarer Grund und Boden kein Geldanlageobjekt für Rendite sein sollte. Um der zunehmenden Spekulation zu begegnen und landwirtschaftliche Flächen für zukünftige Generationen zu erhalten, entwickelte der Agrar- und Wirtschaftswissenschaftler ein Zukunftsmodell auf der Basis des gemeinschaftlichen Grundeigentums, die „Allmende 2.0“. Die dafür gegründete Kulturland-Genossenschaft kauft mit den Anteilen ihrer Mitglieder Äcker, Weiden und Wald und stellt die Flächen unbefristet und unkündbar regional eingebundenen Bauernhöfen und Neugründer:innen zur Verfügung, die ökologisch wirtschaften. Dafür wurde er am 15. Juni 2023 mit dem Zugabe-Preis ausgezeichnet. Quelle

Audiobiografien junger sterbender Eltern als Erinnerung: Familienhörbuch gGmbH

Judith Grümmer (64) begleitete als Hörfunkjournalistin die Entstehung der Hospizbewegung und die Entwicklung der Palliativmedizin seit Beginn der Achtzigerjahre. So hatte die dreifache Mutter intensive Berührungspunkte mit sterbenden Menschen und ihrem Bedürfnis, den Hinterbliebenen eine Erinnerung zu hinterlassen. Ab 2003 begann Grümmer nebenberuflich Audiobiografien für private und institutionelle Kunden zu realisieren. Zunächst meist für Senior:innen. Grümmer trieb seit der Geburt ihrer eigenen Kinder aber besonders ein Gedanke um: der Bedarf sterbender Eltern von minderjährigen Kindern, ihre Lebensgeschichten über den Tod hinaus zu bewahren. Ab 2017 begann sie in Kooperation mit einer Klinik, Familienhörbücher für und mit tödlich erkrankten jungen Eltern zu erstellen. Dafür wurde sie am 15. Juni 2023 mit dem Zugabe-Preis ausgezeichnet. Quelle

Inklusion und bessere Brustkrebsdiagnostik: discovering hands

Frank Hoffmann ist Arzt geworden, um Menschen zu helfen. In seiner Duisburger Praxis machte der Gynäkologe die Erfahrung, dass die Zeit für eine gründliche Diagnose zur Brustkrebsfrüherkennung nicht ausreicht. Bei der Überlegung, wem man die Vorsorge übertragen könnte, kam ihm die Idee, den Tastsinn blinder Menschen zu nutzen. Aus dieser Eingebung entwickelte er ein einzigartiges Sozial- und Inklusionsunternehmen: discovering hands. Dafür wurde er am 15. Juni 2023 mit dem Zugabe-Preis ausgezeichnet.

Selbstständig mit Handicap: Wäsche für bewegungseingeschränkte Menschen

Dass sie noch im Alter zur Firmengründerin werden würde, hätte Gisela-Elisabeth Winkler (82) nie gedacht. Die Mathematikerin sah sich im Jahr 2000 plötzlich mit der schweren Erkrankung ihres Mannes konfrontiert – und der Hilflosigkeit von bewegungseingeschränkten Menschen. Weil sie auf dem Pflegemarkt keine geeignete Kleidung fand, schloss sie selbst die Lücke. Die damals 70-Jährige entwickelte zusammen mit ihrer Schwester, der Schneidermeisterin Sigrid Ladig, eine einfache wie geniale Antwort: Die saba Wäsche kann im Vorderteil geöffnet und um den Körper herum gelegt werden. So können sich Gehandicapte selbstständig bekleiden und Pflegekräfte werden bei der Versorgung bettlägeriger Patient:innen entlastet. Gisela-Elisabeth Winkler startete als unternehmerische Quereinsteigerin ohne kaufmännische Erfahrung mit eigenem Kapital. „Learning by doing“ hieß ihre Devise. Heute vertreibt die Ladig & Winkler GmbH (www.saba-waesche.de) das 2011 patentierte Produkt in Deutschland und im europäischen Ausland. Ein Antrag zur Zulassung als Pflegehilfsmittel durch den Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherungen ist auf den Weg gebracht. Und Gisela-Elisabeth Winkler weiß, dass sie auch hier den langen Atem aufbringen wird, um allen Menschen hilfreiche Bekleidung zur Verfügung stellen zu können. Quelle

Nahversorgung überall: Neue Dorfmittelpunkte für strukturschwache Regionen

Heinz Frey (67) ist Pionier für eine neue Form ländlicher Daseinsfürsorge. Für strukturschwache Regionen hat er ein Konzept für lokale Zentren mit Rundumversorgung aufgebaut. Dort werden an einer Ladentheke Lebensmittel, soziale und medizinische Dienste und Kultur angeboten. Die Zentren werden so zum neuen Dorfmittelpunkt und schaffen Arbeitsplätze. Sie sind Orte der Begegnung und verbessern unmittelbar die Lebensqualität vor Ort – für alle Generationen.Das erste neue Dorfzentrum eröffnete der ehemalige Lehrer 2005 in Jülich-Barmen. Inzwischen hat Heinz Freys DORV UG (www.dorv.de) das Konzept beratend und mit Bürgerbeteiligung auf mehr als 40 Orte übertragen. Jedes Nahversorgungszentrum steht auf eigenen Füßen und wird mit Genossenschaftsanteilen oder Bürgeraktien finanziert. In die Entwicklung sind nicht nur Bürger:innen eingebunden, sondern auch Politik, Wirtschaft, Vereine und Einrichtungen vor Ort – das Zentrum stiftet damit von Anfang an Gemeinschaft und lokale Identität. Heinz Frey glaubt an die Lebensqualität und Zukunftsfähigkeit der ländlichen Region und kämpft für deren Wiederbelebung als Wirtschafts-, Arbeits- und Siedlungsraum. „Nicht reden, sondern handeln“ ist das Motto des Sozialunternehmers. Quelle

Die beste Bildung für alle: Eine Junior Uni für das Bergische Land

Ernst Andreas Ziegler (83) ist überzeugt, dass allen Kindern und Jugendlichen die bestmögliche Bildung zusteht. Sie ist der Schlüssel zu individuellen Zukunftsperspektiven und gesellschaftlicher Chancengleichheit. Im Jahr 2008 gründete er deshalb im Alter von 70 Jahren die Wuppertaler Kinder- und Jugend-Universität für das Bergische Land gGmbH – kurz Junior Uni. Sie ist ein außerschulischer Lernort mit Schwerpunkt Mathematik und Naturwissenschaften. Die Schüler:innen lernen und experimentieren auf dem Campus ganzjährig, mit viel Spaß und ohne Druck. Seit der Gründung wurden fast 84.000 Kursplätze vergeben. Ernst-Andreas Ziegler hat dafür über 18 Millionen Euro an privaten Zuwendungen eingeworben. In Kooperation mit Wissenschaft und Schulpraxis werden laufend neue Lernkonzepte entwickelt. Die Junior Uni hat einen eigenen Campus, beschäftigt Dozent:innen auf Honorarbasis und hat 26 Mitarbeitende. Für die Finanzierung seines Unternehmens setzt Ernst Andreas Ziegler auf Unabhängigkeit. Aus den sehr niedrigen Kursgebühren werden pro Jahr 50.000 Euro erwirtschaftet. Dem gegenüber stehen 1,7 Millionen Euro an Spendengeldern. Inzwischen sind unter der Beratung von Ziegler drei weitere Junior Unis entstanden. Der ehemalige Journalist ist überzeugt, dass private Bildungsinitiativen auch Politik und Verwaltung kreativer machen. Quelle


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Norbert Horst I DIE ZEIT

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